Verschickt, verdrängt, vergessen!?

Zur Kinderkur-Verschickung und ihrer Aufarbeitung

Einladung zu einem Vortrags- und Informationsabend im Landeshauptarchiv Koblenz. Dienstag, 11. Juni 2024, 18:00 Uhr, Karmeliterstraße 1-3, 56068 Koblenz

Nicht nur aufgrund der aktuellen Präsenz der Thematik der sogenannten „Verschickungskinder“ in der öffentlichen und politischen Diskussion, steht dieser Forschungsbereich im Mittelpunkt einer sehr erfolgreichen Kooperation zwischen dem Institut für Pädagogik der Universität Koblenz und dem Landeshauptarchiv Koblenz. Zwischen den 1950er bis in die 1990er Jahre wurden in Deutschland Tausende von Kindern in Kinderheime oder Sanatorien verschickt, um dort gesundheitlich behandelt zu werden. Die oft noch sehr kleinen Kinder wurden damals nicht von ihren Eltern oder Sorgeberechtigten begleitet. Sie waren, teilweise über mehrere Wochen, allein in einer fremden Umgebung mit sehr speziellen, von medizinischen Vorgaben geprägten Regeln. Im Rückblick war dieser Aufenthalt für die einen wenig bemerkenswert und unauffällig, andere erinnern sich jedoch an rigide pädagogische Maßnahmen, psychische Demütigungen, körperliche Gewalt, Medikamentenmissbrauch oder sexuelle Übergriffe. Da es auch in Rheinland-Pfalz etwa 80 solcher Einrichtungen der Kinderkur gab und viele Betroffene mit ihren oft nur bruchstückhaften Erinnerungen das „nagende“ Bedürfnis nach Aufarbeitung der Geschehnisse formulieren, wurde im Institut für Pädagogik unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Nicole Hoffmann dieser Bedarf nach persönlicher und gesellschaftlicher Aufarbeitung in mehreren Projekten aufgegriffen und den Betroffenen Hilfestellungen und Orientierungsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt. Die Quellen des Landeshauptarchivs bilden dabei eine der Grundlagen der Forschung. 

Im Rahmen unserer Vortragsreihe über die Arbeitsschwerpunkte der Landesarchivverwaltung stellen wir diese Projekte zur Aufarbeitung der Verschickungserinnerungen und die Inhalte der Kooperation vor. Unter dem Titel "Nagende Fragen" - Zu Wegen des Umgangs mit Erlebnissen im Rahmen der Kinderkur-Verschickung wird Frau Prof. Dr. Nicole Hoffmann, Institut für Pädagogik, Universität Koblenz in die Thematik einführen und die Wege der wissenschaftlichen Aufarbeitung zur Unterstützung der Betroffenen vorstellen. Herr Dr. Jörg Pawelletz, Landeshauptarchiv Koblenz, präsentiert einen Überblick zu archivischen Quellen im Zusammenhang mit der Forschungsfrage „Verschickungskinder“ und zu Möglichkeiten und Einschränkungen bei der Recherche und Auswertung. Im Anschluss geben Frau Dr. Hannah Rosenberg, Frau Emilia Berg und Frau Nathalie Zeus, Institut für Pädagogik, Universität Koblenz unter dem Titel Trauma auf Rezept? Ein Projekt zum Schicksal von Verschickungskindern in Bildern Einblick in ein Projekt der Aufarbeitung und deren Ergebnisse.

Gerne stehen die Referentinnen und der Referent für Ihre Fragen und Anregungen zur Verfügung. Umfangreiches Informationsmaterial und eine Installation in Form eines „Verschickungskoffers“ bieten weitere Anregungen für den Austausch.

Wir freuen uns, Sie zu dieser Veranstaltung einladen zu dürfen! Bei einem Glas Wein wird sich die Möglichkeit für intensiven Austausch und Gespräch ergeben.

 

Bei Fragen stehen wir Ihnen sehr gerne zur Verfügung:

Dr. Christine Goebel, 0261/ 9129-117, c.goebel(at)lav.rlp.de

Landeshauptarchiv Koblenz, Karmeliterstraße 1-3, 56068 Koblenz

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