Geschichte
Der Wiener Kongress sprach 1815 die Pfalz Bayern zu. In Angleichung an die Verwaltungsorganisation im "übrigen" (rechtsrheinischen) Bayern, das in sieben Kreise (die Vorläufer der heutigen Regierungsbezirke) unterteilt war, wurden diese neuerworbenen linksrheinischen Gebiete als "Rheinkreis" zusammengefasst (1838 in "Pfalz" umbenannt). Wie die anderen bayerischen Kreise erhielt auch der Rheinkreis ein staatliches Kreisarchiv, das für die Aufnahme des auf Dauer erhaltenswerten Schriftgutes der im Gebiet dieses Kreises angesiedelten bayerischen Behörden zuständig war und seinen Standort in Speyer erhielt, wo sich auch der Sitz der bayerischen Kreisregierung befand.
Die Zuständigkeit und die Aufgaben des Kreisarchivs Speyer blieben im Wesentlichen unverändert bis zum Jahr 1945. Lediglich der Name wurde 1921 in "Staatsarchiv Speyer" umgeändert (wie auch in den übrigen bayerischen Kreisarchiven). Als solches überdauerte die Institution auch die politischen Umwälzungen am Ende des zweiten Weltkrieges. Mit der Zonengrenzziehung sowie der Gründung des Landes Rheinland-Pfalz am 30. August 1946 durch die französische Besatzungsmacht endete die Zugehörigkeit zu Bayern. In der Folgezeit wurde das Staatsarchiv Speyer als nachgeordnete Behörde der Landesarchivverwaltung dem Land Rheinland-Pfalz unterstellt. Die Pfalz blieb dabei als eigenständiger Regierungsbezirk bestehen. Zwar wurde der Sitz der Bezirksregierung nach Neustadt an der Weinstraße verlegt, doch das Staatsarchiv blieb an seinem alten Standort in Speyer.
Eine einschneidende Änderung in der Zuständigkeit des Staatsarchivs Speyer erfolgte erst mit der Verwaltungsreform im Jahr 1968, als die bisherigen Regierungsbezirke Pfalz und Rheinhessen zum neuen Regierungsbezirk Rheinhessen-Pfalz zusammengelegt wurden. Seitdem umfasst der Zuständigkeitsbereich ("Archivsprengel") des Staatsarchivs Speyer, dessen Name 1975 in "Landesarchiv Speyer" umgeändert wurde, außer der Pfalz noch Rheinhessen und Teile der früheren preußischen Rheinprovinz bis Bacharach. Die Abschaffung der Regierungsbezirke 1999 führte zu einer Neudefinition der Zuständigkeiten der beiden Landesarchive, die ihren Niederschlag in einer Neufassung des Landesarchivgesetzes gefunden haben.
Das Kreisarchiv Speyer war ursprünglich in einem Gebäude an der Ludwigstraße untergebracht. Als dessen Kapazität nicht mehr ausreichte, errichtete man 1902 einen Neubau am Domplatz, während das frühere Archivgebäude in eine Staatserziehungsanstalt umgewandelt wurde. Der Archivbau von 1902 erfüllt seine Zwecke über achtzig Jahre lang, angesichts der wachsenden Archivalienmenge zuletzt allerdings nur noch unter Zuhilfenahme verschiedener Ausweichlager im Stadtgebiet von Speyer. Heute sind in dem Bau am Domplatz ein Teil der Verwaltung und das Zentralarchiv der Evangelischen Kirche der Pfalz untergebracht.
Im Jahr 1986 konnte das Landesarchiv Speyer einen Neubau mit einer Magazinkapazität von 23.000 laufenden Regalmetern am westlichen Stadtrand von Speyer (Otto-Mayer-Str. 9) beziehen. In unmittelbarer Nachbarschaft des Landesarchivs befinden sich jetzt die Deutsche Universität für Verwaltungswissenschaften sowie Schulen und weitere Bildungseinrichtungen. Außerdem zog in einen unmittelbar anschließenden Erweiterungsbau 1990 die Pfälzische Landesbibliothek ein, so dass der Benutzer hier eine fast schon ideale Kombination zweier sich ergänzender Einrichtungen vorfindet.