Ein neues Land: Rheinland-Pfalz
Städte und Dörfer lagen in Trümmern, die nationalsozialistischen Machthaber waren geflohen und die Menschen hungerten: Als die amerikanischen Truppen im Februar und März 1945 Richtung Rhein vorrückten, trafen sie auf ein zerstörtes Land mit notleidenden Menschen. Deren Versorgung und die Wiederherstellung der Infrastruktur waren die Gebote der Stunde. Zunächst unter amerikanischer, ab Juli 1945 dann erneut unter französischer Besatzungsmacht. Eine neue Verwaltungsstruktur wurde aufgebaut, demokratische Parteien gegründet und erste freie Wahlen abgehalten. Am 30. August 1946 wurde das Land Rheinland-Pfalz gegründet, ein Bindestrich-Land, ohne historische Tradition, dessen Teile herausgelöst waren aus ihren früheren Zugehörigkeiten zur preußischen Rheinprovinz, zu Bayern und zu Hessen. Ein Land der Gegensätze, in dem Rheinländer und Pfälzer sich lange argwöhnisch gegenüberstanden.
Zum einigenden Band wurde die Verfassung des Landes, die in einer Volksabstimmung am 18. Mai 1947 die Zustimmung der Mehrheit der Bevölkerung fand. Tatkräftig gefördert und unterstützt durch die Landesregierung, zunächst unter Ministerpräsident Wilhelm Boden, dann viele Jahre unter Ministerpräsident Peter Altmeier, begann der Wiederaufbau des Landes. Das wirtschaftlich und finanziell schwache Land blühte auf, nicht zuletzt dank einer boomenden Tourismusindustrie in den 1950er Jahren. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung verblassten auch die Gegensätze zwischen Nord und Süd, zwischen Rheinländern und Pfälzern. Dazu trug sicherlich auch der Umzug der Landesregierung aus ihren Ausweichquartieren in Koblenz nach Mainz 1951 bei, als endlich die designierte Landeshauptstadt soweit wiederaufgebaut war, dass die Ministerien und der Landtag ihre Gebäude beziehen konnten. Und nicht unterschätzen sollte man die einigende Kraft des Sports, die Sogwirkung des Nürburgrings und allen voran die des Fußballs durch den 1. FC Kaiserslautern, der den Kern der Weltmeistermannschaft von 1954 bildete.
Doch der Spottname "Land der Reben und Rüben" sollte dem Land noch lange anhängen, ebenso wie der des "Flugzeugträgers der Nation". Nicht nur die Besatzungsmächte, insbesondere die Amerikaner in Ramstein, Spangdahlem und Bitburg, hatten hier ihre großen Stützpunkte, auch die 1955 gegründete Bundeswehr eröffnete in Andernach ihre erste Kaserne.
Rheinland-Pfalz hatte es schwer zu Beginn. Doch nur zehn Jahre nach seiner Gründung war aus dem "Land aus der Retorte" ein stabiles, lebendiges Bundesland geworden.