Preußen am Rhein
1815 war die Zeit der französischen Herrschaft am Rhein vorbei. Der Wiener Kongress regelte die territorialen Verhältnisse neu: Bayern erhielt die Pfalz (Bestände H 1 - H 6), Rheinhessen kam zum Großherzogtum Hessen und das ehemalige Rhein-Mosel-Departement wurde zusammen mit Teilen des Saar-, Wälder-, Ourthe-, Nieder-Maas- und Roerdepartements zum Großherzogtum Niederrhein zusammengefasst und mit Preußen vereinigt.
1816 erfolgte die Konstituierung des Oberpräsidiums Großherzogtum Niederrhein (Bestand 402), bestehend aus den Regierungsbezirken Aachen, Koblenz (Bestand 441) und Trier (Bestand 442) mit Sitz in Koblenz. Als 1822 der Amtsinhaber des Oberpräsidiums Kleve-Jülich-Berg verstarb, wurden die beiden rheinischen Provinzen vereinigt unter der Leitung des Koblenzer Oberpräsidenten, doch erst 1831 tauchte erstmals der Name "Rheinprovinz" in den offiziellen Schriften auf. 1834/35 wurde das Fürstentum Lichtenberg, 1866 das Oberamt Meisenheim und schließlich 1937 das ehemals oldenburgische Gebiet Birkenfelds der Rheinprovinz angegliedert (Bestände 381 - 396).
1866 fiel auch das Herzogtum Nassau (Bestände 806 - 815) an Preussen und bildete zusammen mit Kurfürstentum Hessen die preußische Provinz Hessen-Nassau.
Doch trotz der preußischen Herrschaft am Rhein behielten viele Maßnahmen der Franzosen weiterhin ihre Gültigkeit: Der Code Napoleon blieb als "Rheinisches Recht" weiterhin bestimmend, ebenso die französisch geprägte Gemeindeverfassung. Auch im politischen Denken machte sich der französische Einfluss offenbar: 1832 zogen, ermuntert von der französischen Julirevolution, rund 30.000 Menschen zum Hambacher Schloss, um für Freiheit und Einheit einzutreten. Männer wie Joseph Görres schlossen sich diesen Forderungen an. Und die Revolution von 1848 löste weitere Unruhen aus, die jedoch von der Obrigkeit rasch niedergeschlagen wurden.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts führte die Industrielle Revolution zu verschärften sozialen Spannungen, auf die der Trierer Karl Marx eine Antwort suchte, wobei er seine ersten Erfahrungen bei den Moselwinzern sammelte. Viele Menschen sahen jedoch für sich keine Zukunft mehr: Eine große Auswanderungswelle, vor allem in die USA, entvölkerte in Eifel, Hunsrück, der Pfalz und anderswo ganze Dörfer.