Verschickt! Verdrängt! Vergessen!
Erfolgreiche Vortragsveranstaltung im Landeshauptarchiv Koblenz
Zur Kinderkur-Verschickung und ihrer Aufarbeitung
Auf der Grundlage einer einer sehr erfolgreichen Kooperation zwischen dem Institut für Pädagogik der Universität Koblenz und dem Landeshauptarchiv Koblenz fand am 11. Juni 2024 ein Vortrags- und Informationsabend im Landeshauptarchiv Koblenz statt. Nicht nur aufgrund der aktuellen Präsenz der Thematik der sogenannten „Verschickungskinder“ in der öffentlichen und politischen Diskussion, hat dieser Forschungsbereich eine deutliche Brisanz vor allem für die Betroffenen.
Zwischen den 1950er bis in die 1990er Jahre wurden in Deutschland Tausende von Kindern in Kinderheime oder Sanatorien verschickt, um dort gesundheitlich behandelt zu werden. Die oft noch sehr kleinen Kinder wurden damals nicht von ihren Eltern oder Sorgeberechtigten begleitet. Sie waren, teilweise über mehrere Wochen, allein in einer fremden Umgebung mit sehr speziellen, von medizinischen Vorgaben geprägten Regeln. Im Rückblick war dieser Aufenthalt für die einen wenig bemerkenswert und unauffällig, andere erinnern sich jedoch an rigide pädagogische Maßnahmen, psychische Demütigungen, körperliche Gewalt, Medikamentenmissbrauch oder sexuelle Übergriffe. Da es auch in Rheinland-Pfalz etwa 80 solcher Einrichtungen der Kinderkur gab und viele Betroffene mit ihren oft nur bruchstückhaften Erinnerungen das „nagende“ Bedürfnis nach Aufarbeitung der Geschehnisse formulieren, wurde im Institut für Pädagogik unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Nicole Hoffmann dieser Bedarf nach persönlicher und gesellschaftlicher Aufarbeitung in mehreren Projekten aufgegriffen und den Betroffenen Hilfestellungen und Orientierungsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt. Die Quellen des Landeshauptarchivs bilden dabei eine der Grundlagen der Forschung.
Mit Ihren Voträgen und Einführungen in die Fragestellung der Kinderkur-Verschickung boten die Referentinnen und Referenten einen beeindruckenden Einblick in die schwierige Thematik, für anwesende Betroffene konnten Kontakte vermittelt und Ansprechpartner genannt werden. Die anschließende lebhafte Diskussion, die viele Anwesende nutzten, um weitere Informationen zu erhalten und die entstandenen Kontakte zu vertiefen, bestätigte noch einmal die große Sensibilität und Emotionalität des Themas, das die Wichtigkeit der Aufarbeitung noch einmal deutlich hervorhob.
Weitere ausführliche Informationen erhalten Sie in der im Rahmen des Projekts entstandenen Handreichung:
"Nagende Fragen"? Ein Handreichung zu Wegen des Umgangs mit Kindheitserlebnissen im Rahmen einer Kur-Verschickung
Näheres zum Projekt unter: